Sehr geehrte Damen und Herren,
ich kenne Carla Kaspari, da wir jeden Montag in der gleichen Freizeitfußballmannschaft spielen. Nachdem sie mir 2/3 ihres Manuskripts geschickt hatte, trafen wir uns in dem Park, in dem wir sonst jeden Montag zwei Tore aufstellen und 5 gegen 5 spielen. Es war der Novemberlockdown 2020 und für Freizeitsport hätten zehn Personen höchstens zwei Haushalten angehören dürfen.
Wir mussten die Frage klären, ob der Text etwas für KiWi ist. Ich war mir da sehr sicher, und das nicht nur, weil ich unbedingt an dieser Stelle diese Geschichte erzählen wollte. Ich war es auch, weil ich beim Lesen einmal pro Seite hell auflachen musste und mir das Gelesene im nächsten Moment fast unangenehm nah ging. Dass man beim Lesen die gleiche Mischung aus Ungerührtheit, Belustigung und Unbehagen empfindet, mit der die Protagonistin Franziska ihren Alltag bestreitet, ist vielleicht die größte Stärke des Texts. Auch die Lektüre ist voller Dinge, die eigentlich Spaß machen, und Menschen, mit denen man sich eigentlich blind verstehen sollte. Und doch stellt sich das Gefühl nicht ein, es stellt sich anders ein als sonst.
Freizeit ist die Art Literatur, die vorzüglich unterhält, bei der man aber nie weiß, ob sie einem im nächsten Moment mit der Handkante in die Magengrube haut. Freizeit ist ein Roman, der Geschichten über Freundschaften und Beziehungen erzählt, und es ist ein Text, der sich unentwegt und sehr bewusst zu den verschiedensten Diskursen verhält. In dem Ironie ein Stilmittel, aber nicht das Vorzeichen ist.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit diesem Roman! Lassen Sie ihn sich ruhig anschleichen, aber behalten Sie ihn dabei unbedingt im Auge.
Herzliche Grüße,
David Rupp
Lektor