Außergewöhnliche Auszeichnung: Uwe Timm erhält »Pro Meritis Scientiae et Litterarum« des Freistaats Bayern
Am 14. Juli 2021 ist Uwe Timm eine Ehrung zuteil geworden, die es so – mit einem lateinisch benamsten Orden – vielleicht nur noch in Bayern gibt.
Aus den Händen des Bayerischen Staatministers für Wissenschaft und Kunst, Dr. Bernd Sibler, (im Bild rechts) erhielt er »Pro Meritis Scientiae et Litterarum«. Die Auszeichnung des Freistaats Bayern besteht aus einem Kunstobjekt in Form einer Bronzeplatte, auf der symbolhaft die Sinne, die Kunst und die Wissenschaft dargestellt sind, sowie einer Anstecknadel mit einem Lorbeerzweig. Ausgezeichnet werden damit Persönlichkeiten, die sich um das Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst verdient gemacht haben. Der Preis wird seit dem Jahr 2000 vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit bis zu acht Auszeichnungen pro Jahr vergeben.
»Sie sind einer der bekanntesten und produktivsten Schriftsteller in Bayern und im deutschsprachigen Raum«, würdigte Staatsminister Sibler in seiner Laudatio Uwe Timm. »Ihr Werk bildet in seiner Gesamtheit ein vielseitiges, sozialkritisches Porträt der Entwicklung der deutschen Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg ab«, betonte Sibler weiter, und hob die Vielschichtigkeit von Uwe Timms Schaffen hervor: »Die Auszeichnung ›Pro Meritis Scientiae et Litterarum‹ wird für Verdienste in Wissenschaft und Kunst verliehen. Ihr Werk zeichnet sich durch die Verbindung persönlicher Erfahrungen mit politischer Analyse aus, schlägt eine Brücke zwischen literarischer Erzählung und historisch-wissenschaftlicher Untersuchung. Die freie Entscheidung des Individuums für eine selbstbestimmte Stellung in der Welt jenseits von Erziehung und Sozialisierung, die radikale Diesseitsbejahung, ein Credo für Selbstverwirklichung, aber auch das politische Ideal einer gestaltbaren, freien Gesellschaft: All dies Überlegungen der Existenzialisten, an die Sie sowohl künstlerisch als auch wissenschaftlich anschließen konnten«, erklärte Sibler.
Von Beginn habe Uwe Timm die Vorstellung einer engagierten Literatur vertreten, und die Erfahrungen der Studentenbewegung prägten eine Reihe seiner Werke wie »Der Freund und der Fremde« (2005), das Timms Freundschaft mit dem 1967 auf der Anti-Schah-Demo in West-Berlin erschossenen Benno Ohnesorg thematisert, den er in der ersten Hälfte der 1960er Jahre kennengelernt hatte.
Immer wieder verbinde sich in Timms Werk autobiografische Erfahrung und historische Recherche. Kritisch beleuchte er verschiedenste Aspekte der deutschen Geschichte. In »Am Beispiel meines Bruders« (2003) behandelt er nicht nur die eigene Familiengeschichte um den freiwillig der Waffen-SS beigetretenen und in der Ukraine in einem Lazarett verstorbenen Bruder, sondern reflektiere auch für die deutsche Gesellschaft typische Formen des Trauerns, Erinnerns und Verdrängens der NS-Zeit. Zu seinen größten Erfolgen gehört die 1993 erschienene und 15 Jahre später verfilmte Novelle »Die Entdeckung der Currywurst«. Darüber hinaus schrieb Uwe Timm auch für Kinder und Jugendliche, erfolgreich verfilmt wurde »Rennschwein Rudi Rüssel« (1989).
Besonders stellte Sibler heraus, dass Uwe Timm immer wieder die gestaltende Kraft der Utopie verteidigte: »So stehen Sie auch für eine Literatur der Hoffnung, die sich der Zukunft optimistisch zugewandt zeigt, und das trotz und auch in Anbetracht des Versagens, der Verbrechen der Menschheit in der Vergangenheit. Auf eine solche Literatur sind wir in der heutigen Gegenwart mit ihren Unwägbarkeiten und ihrer Komplexität dringend angewiesen.«
Quelle: Pressemitteilung Bayrisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, 14.07.2021
Foto: © Andreas Gebert