Nach »Der Kaffeedieb« ist »Die Erfindung des Lächelns« Ihr zweiter historischer Roman. Was reizte Sie am Paris des Jahres 1911 und dem Schauplatz Louvre?
Für mich gibt es keine faszinierendere Epoche dieser Stadt. ‚Paris war, wo sich das 20. Jahrhundert befand’, hat Gertrude Stein gesagt, und das stimmt. Das war damals wirklich die Hauptstadt der Welt, literarisch, künstlerisch, modisch, technologisch. Alle waren sie dort, von Picasso bis Poincaré, von Curie bis Strawinsky.
Die Stadt muss eine wahnsinnige, magnetische Energie besessen haben. Gleichzeitig gab es viel Gewalt und Elend. Straßengangs, so genannte Apachen, terrorisierten die Vorstädte, anarchistische Revolutionäre sprengten Banken in die Luft. Gleichzeitig wurden in den Folies Bergères dekadente Feste gefeiert.
Auch der Louvre war ein einziger Widerspruch. Ehemaliger Königspalast und Sammlung erlesenster Kunst. Gleichzeitig war der ganze Laden verrottet, überall tropfte es durch die Decke. Die Museumswächter waren größtenteils kriegsversehrte Alkoholiker. Die Leute fragten sich, ob nicht irgendwann mal jemand ein teures Gemälde klauen würde. Und genau das ist dann ja auch passiert.