Ausgezeichnet

Eva Menasse erhält Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels

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Die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse ist diesjährige Preisträgerin des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, wie von Benedikt Föger, dem Präsidenten des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, bei einem Mediengespräch am 4. September verlautbart wurde. Der Ehrenpreis ist die höchste Auszeichnung, die der österreichische Buchhandel zu vergeben hat. Er wird seit 1990 an Personen vergeben, die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz in Bezug auf sprachliche sowie kulturelle Vielfalt in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu einem  friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben.

Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels ausgerichtet. 

 

Begründung der Jury

„Die Autorin Eva Menasse wird im Jahr 2025 mit dem Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet. Sie steht mit ihrem  Einsatz für Meinungsfreiheit und offenen Diskurs und mit ihrem kreativen Schaffen  konsequent und eindrucksvoll für den kritischen Blick, für Aufklärung und aktives  gesellschaftliches Engagement. 
Eva Menasse ist ein Mensch mit Haltung - im besten Sinne dieses oft überstrapazierten Begriffs. Mit analytischer Schärfe und, wie es in einer Laudatio auf sie so trefflich geheißen  hat, mit Unbestechlichkeit, moralischer Integrität und feinem literarischen Gespür widmet sie sich Grundfragen des demokratischen Miteinanders: dem Umgang mit Geschichte, der Macht des Erinnerns, dem Einfluss von Sprache, der Gefahr von Ausgrenzung und der Bedeutung einer offenen, pluralistischen Gesellschaft. Bereits mit ihrem literarischen Debüt „Vienna" (2005) gelang es ihr eindrucksvoll, persönliche Biografie und kollektive Erinnerung miteinander zu verweben. Auch in späteren Werken wie „Quasikristalle" (2013) oder „Dunkelblum" (2021), ein Roman über das kollektive Schweigen rund um ein Kriegsverbrechen, zeigt sich Menasses herausragende Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche Prozesse literarisch anspruchsvoll zu fassen. 
Menasses Engagement endet nicht bei ihrer literarischen, essayistischen und journalistischen Arbeit, ihre Haltung manifestiert sich auch ganz konkret in ihrem persönlichen Handeln. Dieses ist von dem Streben nach Toleranz, Meinungsfreiheit und kritischer Reflexion geleitet, wie bei ihrer politischen Positionierung in kritischen Momenten und beispielsweise bei der Gründung des PEN Berlin 2022, deren erste Vorsitzende sie war. 
Mit der Verleihung des Ehrenpreises für Toleranz in Denken und Handeln ehrt der Österreichische Buchhandel eine herausragende Schriftstellerin und eine wichtige öffentliche Intellektuelle. In Zeiten wachsender Polarisierung, politischer Vereinfachung und aggressiver Diskurse erhebt Eva Menasse ihre unverkennbare Stimme - differenziert, unbequem und präzise", begründet HVB-Präsident Benedikt Föger den Entscheid der Jury. 


Über Eva Menasse


Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, lebt seit 25 Jahren in Berlin. Sie debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman „Vienna". Es folgten Romane und Erzählungen („Lässliche  Todsünden", „Quasikristalle", „Tiere für Fortgeschrittene"), die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Preise (Auswahl): Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Bruno-Kreisky-Preis, Jakob-Wassermann-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich 
zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Ihr letzter Roman ,,Dunkelblum" war ein Bestseller und wurde in 9 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien der Buchessay „Alles und nichts sagen. Zum Zustand der Debatte in der Digitalmoderne".

Dankesrede von Eva Menasse

»Zwei Geschichten will ich Ihnen wiedererzählen, damit sie nicht ganz so schnell verlorengehen wie die allermeisten Geschichten, die Tag für Tag in solcher Menge und Geschwindigkeit über uns hereinbrechen, dass man gar nicht mehr dazu kommt, die besonderen von den banaleren zu unterscheiden oder gar, sich etwas für länger zu merken.
Als erstes möchte ich an eine andere Preisverleihung erinnern, die vor ziemlich genau zwei Jahren nicht stattfinden konnte. Damals handelte es sich um einen vergleichsweise kleinen, wenig bekannten und mager dotierten Preis, den es aber immerhin schon seit 1987, damals also seit 36 Jahren, gab. Sein Name war LiBeraturpreis, eine schön poetische Verschmelzung der Wörter Literatur und Befreiung, und man hatte ihn zur Förderung der traditionell weniger beachteten Literatur des Globalen Südens – also von Autorinnen und Autoren aus Afrika, Asien, Südamerika und des arabischen Raums – geschaffen. Vor zwei Jahren war er der Schriftstellerin Adania Shibli bereits im Juni für ihren literarisch herausragenden Roman „Eine Nebensache“ zugesprochen worden. Doch die Zeremonie auf der Frankfurter Buchmesse Ende Oktober durfte nicht mehr stattfinden. Denn schon zwei Tage nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat ein deutscher Literaturkritiker namens Carsten Otte keine anderen Sorgen gehabt, als die Preisverleihung an Shibli, die Palästinenserin ist, zu skandalisieren – sie wäre, behauptete er, „kaum auszuhalten“. Ottes damaliger Text bleibt ein Tiefpunkt des Kulturjournalismus und ich bin der Meinung, dass dieser Artikel ebenso wie etliche Folgeartikel in anderen sogenannten deutschsprachigen Qualitätsmedien, die damals auf denselben Zug aufsprangen, zu jenen gehört, die man ihren Verfassern nicht durchgehen lassen sollte. Deswegen erinnere ich daran.
Carsten Otte schrieb damals allen Ernstes von „Räumen des Ressentiments, die die Grundlage für Hassverbrechen abgeben“ und denen die Messeleitung entgegentreten müsse. Seine Kollegin Mara Delius schrieb in der „Welt“, der Roman bediene antisemitische Klischees, ein Vorwurf, den man nicht nur behaupten, sondern belegen können sollte. Es wurden viel zu viele solcher Sätze geschrieben, Sätze, die man in jedem anderen Zusammenhang als Beispiele für Diffamierung, Propaganda und hemmungslose Hetze erkennen würde. Adania Shiblis Name stand in Schlagzeilen immer wieder neben den Wörtern „Antisemitismus“ und „Israelfeindlichkeit“.
Die Schriftstellervereinigung PEN Berlin, die ich mitgegründet und damals noch geleitet habe, warnte vor einer Absage der Preisverleihung mit dem Argument, dass kein Buch durch politische Ereignisse besser oder schlechter, mehr oder weniger preiswürdig werde. Aber es war vergeblich. Noch die vernünftigsten, gemäßigtsten Menschen in Deutschland waren der irrationalen Meinung, dass eine Preisverleihung an eine palästinensische Autorin zum damaligen Zeitpunkt leider nicht möglich sei. Ich fragte sie und mich, ob nach einem Terroranschlag des „Leuchtenden Pfades“ einer peruanischen Autorin, nach einem Terroranschlag der PKK einer kurdischen Autorin ein vorher zugesprochener Preis nicht mehr verliehen hätte werden können. Und wenn man das mit Nein beantwortet, dann hätte es auch im Fall von Adania Shibli niemals geschehen dürfen – dass ein Roman, dass eine Schriftstellerin unverhohlen in die Nähe von Mördern und Terroristen gerückt wird.
Der andere Fall, an den ich heute noch einmal erinnern will, weil er mir als beklemmendes Beispiel für um sich greifende moralische Panik und einen erschreckenden Mangel an Großzügigkeit und Toleranz erscheint, ist jener des jungen und begabten Berliner Journalisten Fabian Wolff. Sie spielt im Sommer 2023, also noch vor dem 7. Oktober, aber gab schon einen Vorschein auf die Aggressionen, die in letzter Zeit in Deutschland und Österreich verlässlich ausbrechen, sobald es um Juden, Antisemitismus und Israel geht. Wenn Sie hier in Österreich, wo man den Fall vielleicht nicht so parat hat, den Namen googlen, werden Sie sogleich auf die Wörter „Hochstapler“ und „Kostümjude“ stoßen, aber beide Begriffe sind falsch, denn sie gehen vom Vorsatz, von der Täuschungsabsicht aus. Dabei bestand das „Verbrechen“ des Fabian Wolff nur darin, seiner alleinerziehenden Mutter geglaubt zu haben, die ihrem einzigen Kind eine jüdische Abstammung angedeutet hatte. Alles, was darüberhinaus geschah, ist leicht zu erklären: Ein junger Mann, der sein Sprach- und Formuliertalent entdeckt und sich in die digitalen Schlachten wirft, durchaus voller Hochmut und der Bereitschaft, andere abzukanzeln. Der sich in der auch damals schon neuralgischen Debatte um Israel und Palästina auf die Seite der progressiven Juden stellt, die die jahrzehntelange Besatzungspolitik Israels kritisieren und für die Selbstbestimmung der Palästinenser eintreten. Der außerdem – und das hat zugegebenermaßen mich und andere mit einer vergleichbaren Familiengeschichte fasziniert – über ein Phänomen schreibt, das seit dem Ende des Kalten Kriegs ziemlich in Vergessenheit geraten ist: Dass Juden, sobald sie Religion und Tradition verließen, sich oft vom Kommunismus besonders angezogen fühlten, weil er ihnen am ehesten eine gleichberechtigte Welt für alle zu versprechen schien. Das galt schon am Ende des 19. Jahrhunderts und vor dem Holocaust, aber mindestens so stark direkt danach, wenn sie, wie etliche meiner Verwandten, aus der Emigration nicht nach Israel, sondern in ihre Herkunftsstaaten zurückkehrten – und das eben nicht als Juden, sondern als politische, der Linken verpflichtete Menschen tun wollten. Mit der Gründung Israels 1948 änderte sich auch hier etwas Entscheidendes: Plötzlich konnten sich sogar Juden mit einem Nationalstaat identifizieren, als einer dritten Möglichkeit neben der Religion auf der einen und einer politischen Richtung, die das Leben in der Diaspora erleichtern sollte, auf der anderen Seite. Erst heute, angesichts der umfassenden Verwüstung Gazas und der schockierenden Kriegsverbrechen, die in keiner Proportion zu seiner Selbstverteidigung stehen, verliert die Idee des Judenstaates zum ersten Mal ihre Anziehung auf viele Juden in aller Welt. Das erzeugt einen enormen jüdischen Schmerz und gleichzeitig eine riesige Herausforderung für das jüdische Selbstverständnis der Zukunft. Ich würde mir wünschen, dass all die Nichtjuden auch das einmal wahrnehmen, wenn sie sich so leidenschaftlich für eine rassistische und mörderische israelische Regierung in die Bresche werfen, weil sie offenbar glauben, so die Verbrechen ihrer Großelterngeneration sinnvoll sühnen zu können.
Aber zurück zu Fabian Wolff – als sich nach Archivrecherchen herausstellte, dass seine inzwischen verstorbene Mutter ihre jüdische Abstammung wohl einfach erfunden hatte, machte er das selbst öffentlich. Seiner Enthüllung folgte etwas, was mit „Sturm der Entrüstung“ nur unzulänglich beschrieben ist: nämlich die bis heute anhaltende Hinrichtung seiner öffentlichen Person. Und nein, ich übertreibe nicht und werde es gleich begründen. Anders als frühere falsche Juden wie etwa jener Schweizer, der sich als Schriftsteller Binjamin Wilkomirski nannte oder die deutsche Bloggerin Marie Sophie Hingst (die tragischerweise nach ihrer Enttarnung Selbstmord verübte) hatte Fabian Wolff keine herzzerreißenden KZ-Erinnerungen oder im Holocaust ermordete Verwandte erfunden; anders auch als der Hochstapler Wolfgang Seibert hatte er nicht jahrelang kaltblütig eine jüdische Gemeinde geleitet. Wolff hatte aus der Identität, an die er nachvollziehbarerweise glaubte – wer von uns wäre den Überlieferungen der eigenen Mutter gegenüber misstrauisch? –, bloß die Berechtigung abgeleitet, sich bei sehr umstrittenen politischen Fragen mit hochgekrempelten Ärmeln in die digitale Wirtshausschlägerei zu stürzen. Nichts an seinen Positionen war anstößig, nichts hätte nicht ebenso gut von anderen jungen ostdeutschen Juden gesagt oder geschrieben werden können. Peinlich daran war nur, dass es unter dem Siegel der falschen Identität geschah, hochnotpeinlich in allererster Linie für ihn selbst. Man hätte damals medial auch darüber nachdenken können, warum für einen zum Schreiben talentierten jungen ostdeutschen Mann als zusätzliches Asset eine jüdische Herkunft wichtig war, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Vielleicht hätte das gute Schreiben allein für jemanden wie ihn, im Zivilberuf Lehrer, gar nicht ausgereicht, um Beachtung zu finden.
Die öffentliche Bestrafung der Person Fabian Wolff war drakonisch, wer sich dafür interessiert, kann es nachlesen. Der Selbstmord einer Ex-Freundin wurde ihm ebenso öffentlich in die Schuhe geschoben, wie man ihm einen Freitod wie den der Marie Sophie Hingst fast nahelegte, damit man auch mit ihm posthum Mitleid haben könne.
Aber ich möchte auf nur einen Punkt verweisen, für den ich in Deutschland kein Äquivalent kenne: Die Süddeutsche Zeitung verkündete voller Stolz, alle Texte Wolffs „depubliziert“, also auch aus dem digitalen Archiv entfernt zu haben. Das Wort „depubliziert“ habe ich damals zum ersten Mal gehört – wahrscheinlich eine typische Schriftstellerempfindlichkeit, aber mir klingt schon das Wort unangenehm technisch, eiskalt. Alle seine Texte – das meinte nicht nur solche, in denen Wolff in seiner angenommenen Eigenschaft als linker Jude sprach und die, gerechnet auf seinen journalistischen Output, in der absoluten Minderheit waren, sondern auch alle anderen – alle seine Musik- und Literaturkritiken, alle seine Kommentare und Feuilletons.
Der heute erst 36-jährige Fabian Wolff hat in Deutschland seither de facto Publikationsverbot, nicht weil es jemand verfügt hat, sondern weil sich alle daran halten; er darf keine neuen Platten mehr für Radiosender besprechen, keine einzige Zeitung gibt ihm mehr einen Auftrag für Buchkritiken. In zumindest einem Fall weiß ich von einer österreichischen Publikation, die ihn abgelehnt hat; nicht, weil er ein schlechter Autor wäre, sondern, weil die Beschäftigung eines angeblichen Hochstaplers und Kostümjuden als anstößig gilt, genau wie er selbst als Person. Die jüdische Historikerin Miriam Rürup sagte im Wolff-Skandal-Sommer so spitz wie treffend: „Früher wurde man depubliziert, weil man zu jüdisch war, heute, weil man zu wenig jüdisch ist“.
Verstehen Sie, warum ich Ihnen diese beide Geschichten erzählen wollte? Ich glaube, dass etwas ganz grundsätzlich faul geworden ist in unserem vermeintlich demokratischen, vermeintlich liberalen Gebälk. Wir als Gesellschaft geben ständig unseren hässlichen Affekten nach und glauben immer noch, das Richtige und Gute zu tun. Aber wir können nicht nur auf die anderen zeigen und uns selbst für die makellosen Träger weißer Westen halten. Oft muss ich an den Satz von Barack Obama denken, der, nachdem Donald Trump zu seinem Nachfolger gewählt worden war, die schwere, bedrückende Frage stellte: „What if we were wrong?“
Mit größtmöglicher Demut und Dankbarkeit nehme ich in diesen politisch schweren, ja verstörenden Zeiten diesen Preis an, den Sie mir für Toleranz in Denken und Handeln zugesprochen haben. Ich glaube, wir alle müssen sorgfältig die Geschichten, denen wir täglich begegnen und die auf den ersten Blick so moralisch eindeutig aussehen, so lange drehen und wenden, bis wir wenigstens eine winzige Veränderung von Licht und Schatten entdeckt haben, eine, die nicht unseren festgefügten Vorannahmen entspricht«

 

Eva Menasse am 23. November 2025, Minoritenkirche Krems / Donau

Laudatio von Ivan Krastev

Ladies and Gentlemen, dear Guests,


The world as we know it is fading, and the world that is emerging is difficult to imagine. It is
up to us to decide whether the situation is “serious but not hopeless,” or “hopeless but not
serious.” What is certain is that Europe finds itself in a moment of vertigo. And as Milan
Kundera reminded us, “vertigo is something other than the fear of falling. It is the voice of
emptiness below us which tempts and lures us, it is the desire to fall, against which,
terrified, we defend ourselves.”
In this moment of vertigo, I want to praise the Austrian Publishers and Booksellers
Association for awarding its Honorary Prize for Tolerance in Thought and Action to Eva
Menasse. As the book association President Benedikt Föger noted, “In times of growing
polarization, political simplification, and aggressive discourse, Eva Menasse raises her
unmistakable voice – nuanced, uncomfortable, and precise.”
What makes her voice so important? How does she manage to be nuanced, uncomfortable,
and precise all at once?
Her voice is profoundly personal. For her, what is not biography is nothing. Her novels
Vienna and Dunkelblum are works of archaeology, not pedagogy— complex, disturbing, and
comforting at the same time. They not only introduce new and forgotten voices from the
past; they make the silences of the past audible. Her voice is morally assertive yet never
moralizing, and her relationship to Austrian history is intimate. Reading her novels, short
stories, and essays, I am often reminded of the great Italian historian Carlo Ginzburg, who
observed that the country one belongs to is not the one we love but the one we are
ashamed of. We know what he means: nothing makes us feel our national belonging more
strongly than “ashamed for somebody different from us, for something we are not involved
in”, yet for which we feel responsible. One cannot morally escape one’s fatherland. You can
emigrate, but you cannot escape responsibility.
Eva’s voice is powerful heard even by those like me who do not read German. It testifies that
we Europeans share dreams, but our nightmares remain strictly national.
In my view, Eva Menasse’s contributions to three recent public debates especially merit this
prize.
First, her intervention in the debate on identity politics, social media, and cancel culture. I
first met Eva at the Einstein Forum in Potsdam, shortly after our mutual friend Susan
Neiman published Left Is Not Woke. For Susan, philosophy has always been a martial art,
so it is unsurprising that her book sparked intense debate. In this debate, Eva Menasse’s
voice was indeed nuanced and precise. In her reflections on the dangers of social media
and identity politics, she argued forcefully that universalism is essential to liberal culture.

Her strong anti-relativism, her insistence that rejecting our capacity to understand the
perspectives of others betrays the legacy of the Enlightenment, is crucial at a time when
identity politics is used by both Left and Right to undermine the possibility of human
coexistence. In short, Eva Menasse defends Gustave Flaubert’s right to say, “Madame
Bovary is me.”
Second, her voice in the European debate on Russia’s war against Ukraine. Tony Judt titled
his history of Europe since 1945 Postwar not only to show that the European project was
shaped by the legacies of World War II, but to show that Europe had become a place where
a major new war seemed unthinkable. This “postwar Europe” lies buried in the ruins of
Putin’s invasion. The post–Cold War order that began with the peaceful unification of
Germany now seems to end with the violent partition of Ukraine. Russian bombs have not
only destroyed Ukrainian infrastructure; they have shattered the language we used to
describe the 20th century. Putin’s insistence that Russia is fighting the return of Nazism has
corroded the moral and intellectual foundations of postwar Europe. Words like “fascism”
and “communism” have lost their meaning; the distinction between victim and aggressor
has been blurred. For many, being “anti-war” has become a way to avoid asking who started
this war and why.
It is in this context that the decision of 200 German writers in 2022 to found PEN Berlin and
call for German military support for Ukraine was of dramatic importance. Breaking with
Germany’s noble pacifist tradition was not easy. But Eva Menasse’s opening speech at the
founding congress of PEN Berlin “Freedom of Speech: The Canary in the Democratic Coal
Mine” will stand, together with Olaf Scholz’s Zeitenwende speech, as one of the most
powerful testimonies to the transformation we are living through.
Third, from her very first reportage on the trial of the Holocaust denier David Irving through
her novels and essays, Eva Menasse has made the Holocaust and antisemitism central to
her worldview. It is precisely her profound commitment to Europe’s struggle against
antisemitism that has made her voice so essential in the European debates following
Hamas’s attack on Israel and Israel’s response. In this debate, Eva Menasse has argued
powerfully that the very real danger of resurgent antisemitism cannot justify silencing
Palestinian voices or ignoring what is happening in Gaza.
Reflecting on the moral foundations of the postwar liberal order, the Bulgarian-French
philosopher Tzvetan Todorov argued that this order could survive only if Germans insist on
the singularity of the Holocaust while Jews and Israelis insist on its universal meaning. It
was, in a way, an unspoken contract: an unspeakable horror was inflicted by one people on
another, yet humanity as a whole had to be protected from any repetition. When Germans
insist on seeing Jews only as victims, even when Israeli actions kill thousands of civilians,

they can initially be forgiven for keeping their side of the bargain. But that forgiveness ends
when the other side refuses to uphold its part. And when the Netanyahu government insists
that Israel must be seen only as a victim and never as a perpetrator, it violates its side of the
contract.
“Two nations, metaphorically speaking, emerged from the ashes of Auschwitz,” wrote the
late Israeli philosopher Yehuda Elkana: a minority who said “this must never happen again,”
and a frightened majority who said “this must never happen again to us.” It was this
frightened majority, he argued, that embraced the intoxicating idea of Israel as eternal
victim and the world as eternally hostile—a delusion Hannah Arendt warned against when
she spoke of the danger that Israelis might fail to “read the world.”
The debate raging in Germany over what can and cannot be said about Israel (a debate
more intense there than anywhere else) reminds us of Germany’s unique history. It also
reminds us that every modern crisis—Ukraine, Gaza, the rearmament of Europe—has
become a crisis of Germany’s postwar identity. This is why Germany’s debate matters so
profoundly for Europe’s future. And it is in this third debate, too, that Eva Menasse has
earned this prestigious prize. She has found a way to speak with a voice that is “nuanced,
uncomfortable, and precise.”
It is often said that no one is a prophet in her own country: particularly not an Austrian who
spends much of her time in Germany. I want to praise the jury of the Prize of the Austrian
Book Trade for Tolerance in Thought and Action 2025 for disproving this old saying.
And I want to congratulate Eva Menasse on this well-deserved award.

Ivan Krastev, am 23. November 2025, Minoritenkirche Krems / Donau

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Eva Menasse , geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman »Vienna«. Es folgten Romane und Erzählungen (»Lässliche Todsünden«, »Quasikristalle«, »Tiere für Fortgeschrittene«), die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Preise (Auswahl): Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Bruno-Kreisky-Preis, Jakob-Wassermann-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Ihr letzter Roman »Dunkelblum« war ein Bestseller und wurde in neun Sprachen übersetzt. Sie lebt seit über 20 Jahren in Berlin.

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