Drei Fragen an Susann Pásztor "Von hier aus weiter"

Porträt Susann Pásztor
© ©Heike Blenk

In deinem neuen Roman »Von hier aus weiter« ist die Hauptfigur Marlene nach dreißig Ehejahren plötzlich Witwe und muss sich ein neues, eigenes Leben aufbauen. Glaubst du, viele Frauen deiner Generation stehen vor einer ähnlichen Herausforderung?
Ich finde nicht, dass das eine Generationenfrage ist. Wir neigen doch alle dazu, uns immer wieder in Gewohnheiten und Routinen einzurichten, und ich halte das für sehr menschlich und nicht vom Alter abhängig. Aber wenn mir durch ein unerwartetes Ereignis plötzlich sämtliche – oder zumindest ein paar grundsätzliche – Gewissheiten abhandenkommen, liegt darin auch eine Chance, mein Leben mal anders zu gestalten. Natürlich ist so eine Herausforderung mit dreißig oder vierzig leichter zu bewältigen als mit Ende sechzig. Aber Marlene kriegt es hin!

 


Ihren Freundinnen und Angehörigen kann sich Marlene nach dem Tod ihres Mannes nicht anvertrauen. Erst als der Klempner Jack spontan bei ihr einzieht, kann sie sich ihm öffnen. Braucht es manchmal die Menschen von außen statt denen, die uns am nächsten stehen?
Ganz sicher braucht es die, sowohl im richtigen Leben als auch in guten Geschichten. Außenstehende haben mit dem Problem nichts zu tun, deswegen fällt es vielen Menschen leichter, sich ihnen anzuvertrauen. Das kann im Gespräch bei einer zufälligen Begegnung passieren oder auch, indem professionelle Unterstützung gesucht wird, etwa von einer Therapeutin oder einem Coach. Und in einer guten Geschichte darf es auch ein Klempner sein, den man selbst gerufen hat, natürlich ohne zu ahnen, dass er ein ehemaliger Schüler ist, der überdies noch fantastisch kochen kann.

 

Trotz des ernsten Themas bringt der Roman immer wieder zum Lachen - wie bringst du Trauer und Leichtigkeit in deinen Geschichten zusammen?
Ich glaube, das passiert einfach. Vielleicht liegt es an meiner Art, wie ich von Menschen erzähle und von den Dingen, die sie tun. Ich mag diese stille Komik, die sich in so vielen kleinen alltäglichen Absurditäten zeigt, und eben auch in tragischen Momenten. Und ich habe großen Respekt vor Trauer, ich bin überhaupt nicht dafür, sie wegzulachen. Meistens reicht es, den Schmerz in Dialogen und Handlungen für sich sprechen zu lassen – und das Komische darf dann auch ein bisschen mitreden. Aber leise.

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Heike Blenk
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Susann Pásztor

Susann Pásztor, 1957 in Soltau geboren, lebt in Berlin und hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihr Bestseller »Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster« wurde 2018 mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet und für die ARD verfilmt.

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