Morris - Eine Geschichte über jugendliche Hingabe und Mut in Zeiten des Holocausts
Ralph Giordanos schriftstellerisches Debüt, das manche Motive seines späteren Familienromans Die Bertinis vorwegnimmt, ist eine eindringliche Novelle über eine ungewöhnliche Freundschaft während des Zweiten Weltkriegs. Der fünfzehnjährige Ich-Erzähler begegnet am Morgen nach der ersten Pogromnacht der Nazis in Hamburg dem Juden Morris. Vor dem Hintergrund von Deportation, Tod und Verfolgung entsteht eine Verbindung, die den Krieg, die Bombennächte und alle Gefahren überdauert.
Viele eigene Erlebnisse sind in diese Geschichte eingeflossen, die Giordano gleich nach der Befreiung 1945 niederschrieb. So wie Morris musste sich auch der Autor in den letzten Wochen des Krieges in einem Hamburger Ruinenkeller vor der Gestapo verstecken; ähnlich wie sein Protagonist erlebte er, wie nahe Verwandte verschleppt wurden.
»Morris - das ist die Geschichte jugendlicher Hingabe an Bedrohte, ein Bekenntnis der Anfälligkeit für Schwächere, ohnmächtig gegenüber dem inneren Zwang, ihnen auch unter Gefahr für den eigenen Leib, für das eigene Leben zu helfen«, schreibt Ralph Giordano in seinem Vorwort zu diesem bewegenden Zeugnis über Menschlichkeit in dunkelsten Zeiten.