Im Inselmann scheinen die Menschen oft hinter der Natur zurückzutreten. Das zeigt sich gerade am Beispiel der Insel, auf die sich die Familie Roleder zurückzieht. Ist die Natur und speziell die Insel für dich sogar die eigentliche Protagonistin des Romans?
Sie ist sogar eine Art zweite Erzählerin. Durch Hans vollzieht sich die Geschichte eines Lebens von etwa achtzig Jahren Dauer, durch die Insel vermittelt sich, so hoffe ich, die Vorstellung einer Zeitspanne, die an Ewigkeit grenzt. Sie war immer schon da, und sie wird noch da sein, wenn Hans längst vergangen ist. Auch sie ist Zeugin seines Lebens, aber eine vollkommen gleichgültige. Sie duldet ihn auf ihrem Rücken wie alles andere, die Bäume, die Tiere, den Regen. Ich habe diese Perspektive, auch als Gegengewicht zu meiner eigenen, intensiv teilhabenden Perspektive auf Hans als seltsam tröstlich empfunden.
In deinem Roman beschreibst du immer wieder Momente der Stille. Was fasziniert dich an der Stille und wie lässt sie sich literarisch darstellen, wie hast du sie zu fassen versucht?
Stille ist für mich nicht das Gegenteil von Lärm, nicht das Ausbleiben von akustischen Reizen, nicht die Finsternis der Ohren. Sie hat ihren eigenen Klang, dem man große Aufmerksamkeit und Geduld schenken muss, wenn man ihn wahrnehmen möchte. »Die Stille«, heißt es im Text, »war ein Lied, das vor langer Zeit verklungen war.« Ich habe mit Worten versucht, dieses lang verklungene Lied wieder hörbar zu machen, aber auch durch das Weglassen von Worten – durch Schweigen also, das ja ohnehin angeraten ist, wenn man Stille wahrnehmen möchte.