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Zum Tod von Harry Belafonte

kerstin gelba_harry belafonte
© privat

2012 kam Harry Belafonte nach Deutschland, um seine Autobiographie “My Song” vorzustellen. Ich hatte das Glück, ihn ein paar Monate zuvor in seinem New Yorker Appartment an der Upper West Side besuchen zu dürfen. Gerade hatte ich das Manuskript seines Buches gelesen, hatte ihm einen begeisterten Brief geschrieben, und nach dem ersten Austausch von Höflichkeiten waren wir gleich mittendrin in einer politischen Diskussion. Ich war tief beeindruckt von Harry Belafontes Brillanz, seinen glasklaren Analysen und scharfer Urteilskraft. Ernst in der Sache und zugleich mit seinem legendären Charme und blitzendem Humor hervorgebracht. Am Ende des Gesprächs, das eigentlich um unsere Pläne für die deutsche Ausgabe seines Buches gehen sollte statt um Politik, wir hatten uns im stillen Einverständnis vergaloppiert, sagte er mit einem breiten Lächeln: “I know why I chose you as my German publisher.”

Harry Belafontes Stimme hatte mich von Kindheit an begleitet. Wie aktiv und entscheidend seine Rolle an der Seite von Martin Luther King in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung war, wie nachhaltig und vielseitig sein Engagement für die Armen und Unterdrückten in den USA und vielen anderen Teilen der Welt und wie hoch sein aktuelles politisches Engagement, das erst erfuhr ich aus “My Song”. 

Als Harry Belafonte dann im März 2012 gemeinsam mit seiner Frau Pamela zum Auftakt seiner dreitägigen Deutschlandreise nach Köln kam, konnte sich der ganze Verlag von der einzigartigen Herzenswärme dieses Ausnahmekünstlers überzeugen. Er ging in jedes Büro, auch in den Konferenzraum, wo gerade eine große Tagung stattfand, und grüßte jeden und jede mit Handschlag und mit Worten, die nur für diese Person bestimmt zu sein schienen. 

Gestern ist Harry Belafonte im Alter von 96 Jahren gestorben.

Seine einzigartige Stimme wird fehlen. 

 

Kerstin Gleba

My Song

Eine mitreißende Jahrhundertgeschichte: Harry Belafontes Autobiographie

Sänger, Schauspieler, politischer Aktivist. Harry Belafontes Leben mutet an wie ein Märchen und liest sich wie ein Roman: Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, wurde er zu einem der bekanntesten und beliebtesten Entertainer unserer Zeit. Ein Mann, der die Macht, die ihm seine Popularität verleiht, seit Jahrzehnten nutzt, um für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen.

Er kannte sie alle: Eleanor Roosevelt, Sidney Poitier, John F. Kennedy, Martin Luther King, Jr., Robert Kennedy, Nelson Mandela, Fidel Castro. Die Lebensgeschichte Harry Belafontes ist eine Jahrhundertstory. Auf wunderbar lebendige Weise erzählt er von seiner Kindheit im Harlem der 1930er-Jahre, wo Ganoven den Ton angaben, von Kindheitstagen zwischen jamaikanischen Bananenplan tagen, von seinen Kollegen in der Schauspielklasse des deutschen Exilanten Erwin Piscator – Marlon Brando, Walter Matthau und Tony Curtis – damals allesamt noch so unbekannt wie Belafonte, von den Anfängen der Bürgerrechtsbewegung, seiner Freundschaft mit Martin Luther King, Jr., und wie es dazu kam, dass er 1960 Wahlkampfwerbung für John F. Kennedy machte.

Bis zu seinem Tod hat Harry Belafonte, viele Jahre lang UNICEF-Botschafter, nichts von seiner Leidenschaft für den politischen Kampf eingebüßt: Er warf Barack Obama vor, nicht genug Herz für die Armen zu zeigen, und suchte, gerade auch mit diesem Buch, den Dialog mit politisch aktiven jungen Menschen auf der ganzen Welt. Eine inspirierende Autobiographie, ein Buch, das vor Energie und Lebensfreude vibriert wie die Songs Harry Belafontes.

E-Book 12,99 €

Harry Belafonte wurde am 1. März 1927 in Harlem, New York, als Sohn eines Schiffkochs und einer Haushaltshilfe geboren. Seine Mutter schickte ihn als kleinen Jungen zu seinen Großeltern nach Jamaika, wo er zur Schule ging und die Calypso-Musik entdeckte, die ihn später, zurück in New York, als Sänger so ...

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