I.
Delaney trat aus der dämmrigen U-Bahn in eine Welt aus reinem Licht. Es war ein klarer Tag, und die Sonne, die auf die unzähligen Wellen der Bucht traf, warf goldene Funken in alle Richtungen. Delaney wandte dem Wasser den Rücken zu und ging die rund hundert Schritte bis zum Every-Campus.
Schon das allein – die U-Bahn zu nehmen, sich unbegleitet und zu Fuß dem Tor zu nähern – machte sie zu einer Anomalie und irritierte die beiden Posten in ihrem Wachhaus. Ihr Arbeitsplatz war aus Glas und pyramidenförmig, wie die Spitze eines Kristallobelisks.
»Sie sind hierher gelaufen?«, fragte der weibliche Wachposten. ROWENA, ihrem Namensschild nach, war um die dreißig, schwarzhaarig und trug ein adrettes gelbes Top, hauteng wie ein Fahrradtrikot. Als sie lächelte, kam eine charmante Lücke zwischen ihren Vorderzähnen zum Vorschein. Delaney nannte ihren Namen und sagte, sie habe ein Vorstellungsgespräch mit Dan Faraday.
»Finger bitte«, sagte Rowena.
Delaney drückte ihren Daumen auf den Scanner, und auf Rowenas Monitor erschien ein Raster aus Fotos, Videos und Daten. Es waren Fotos von Delaney, die sie selbst noch nicht gesehen hatte – war das eine Tankstelle in Montana? Auf den Ganzkörperaufnahmen hatte sie eine gekrümmte Haltung, die Folge davon, dass sie als Teenager zu groß geraten war. Delaney stellte sich gerader hin, während ihr Blick über die Bilder glitt, die sie in ihrer Park-Ranger-Uniform zeigten, in einer Mall in Palo Alto, in einem Bus, der anscheinend durch Twin Peaks fuhr.
»Sie haben sich die Haare wachsen lassen«, sagte Rowena.
»Sind aber immer noch ziemlich kurz.«
Delaney fuhr sich reflexartig mit den Fingern durch den vollen schwarzen Bubikopf.
»Hier steht, Sie haben grüne Augen«, sagte Rowena. »Sehen aber braun aus. Treten Sie bitte näher.« Delaney trat näher.
»Ah! Hübsch«, sagte Rowena. »Ich geb Dan Bescheid.«
Während Rowena Faraday anrief, stand der zweite Wachposten, ein hagerer Mann um die fünfzig mit einem britischen Akzent, vor einer anderen Herausforderung. Ein weißer Van war vorgefahren, und der Fahrer, ein rotbärtiger Mann, der ein gutes Stück höher als das Wachhausfenster saß, erklärte, er habe eine Lieferung.