Jean-Luc Bannalec im Interview

Wie kamen Sie auf die Idee, neben den Dupin-Krimis den verschiedenen Schauplätzen einen eigenen Reiseführer zu widmen?

Dupins Leidenschaft, stets eine Liste seiner bretonischen Lieblingsorte zu führen, ist in Wahrheit mein eigener Tick. Ich habe immer ein bisschen Angst, all die Entdeckungen aus dem Auge zu verlieren. Auf dieser Liste befinden sich viel mehr potenzielle Schauplätze, als in den Krimis Platz haben. Die Bretagne wimmelt ja bekanntermaßen nur so von „allerschönsten“ Orten – sprechen Sie nur einmal mit Nolwenn oder Inspektor Riwal. Um diesen einen Platz zu geben, eignet sich ein Reiseführer perfekt.

Und inwiefern unterschied sich die Arbeit am Reiseführer von Ihrer bisherigen Herangehensweise bei den Krimis?

Am Anfang ist es ein und dieselbe Arbeit: Ich reise durch die Bretagne, so intensiv es geht. Durch die Natur, die Landschaften; ich fahre Boot, erkunde Städte, Museen, Cafés, Restaurants. Lese, was immer ich über die Regionen in die Finger bekommen kann. Vor allem spreche ich mit den Menschen, den Bretoninnen und Bretonen – fabelhafte Erzähler! Aus all dem kann dann ein Krimi werden – oder eben, wie jetzt, ein Reiseführer … In beiden Fällen geht es mir darum, maximal viel von der Bretagne zu vermitteln. – Eine Eigenschaft, die das Krimischreiben von der Arbeit an einem Reiseführer unterscheidet, ist natürlich das freie Fabulieren. Wobei die Schauplätze alle real existieren, nur die Geschichten sind erfunden. Wichtig: Für den Reiseführer habe ich mir großartige Hilfe geholt: den Autor des Dumont-Bretagne-Reiseführers, Manfred Görgens.

 

Die Bretonen erklären die Welt gerne anhand von Sprichwörtern. Welches ist Ihr liebstes?

Une mer calme n‘a jamais fait un bon marin. – Eine ruhige See hat noch nie einen guten Seemann hervorgebracht. Eine Grundhaltung gegenüber dem Leben, die sich prägnanter und schöner nicht ausdrücken lässt.

Die Bretagne ist mittlerweile zu Ihrer zweiten Heimat geworden. Sitzt Ihnen Dupin auf der Schulter und hält Ausschau nach neuen Fällen, wenn Sie mal ganz privat dort sind?

Oh ja, die ganze Zeit, unentwegt. Er ist immer dabei, selbst wenn ich gerne einmal Zeit für mich alleine hätte. Er gibt keine Ruhe, Sie kennen ihn ja …

Hat Sie die Bretagne sofort in Ihren Bann gezogen oder mussten Sie sie erst lieben lernen?

Coup de foudre – Liebe auf den ersten Blick. Ich bin ihr schon bei meinem ersten Besuch verfallen. Zunächst dem vielen Licht, das ich sofort als sehr besonders wahrgenommen habe, und dem bretonischen Atlantik, der einen überwältigenden Eindruck auf mich gemacht hat.

Haben Sie einen inneren Plan, wie und wo Dupin zukünftig ermitteln wird oder fügt sich der Stoff nach und nach?

Es sind vor allem die einzigartigen Orte und Landschaften, die die neuen Fälle stimulieren – kein „innerer Plan“. Oft sind es bestimmte Themen, die in der Gegend eine Rolle spielen … Eine besondere Art der Fischerei und ein spezieller Wein im Pay de Retz zum Beispiel, der Gegend, in der „Bretonischer Ruhm“ spielt – Dupins nächster, zwölfter Fall.

Was macht die Bretagne Ihrer Meinung nach zu einem guten Krimi-Schauplatz?

Das Bretonische besitzt ein Moment des Mysteriösen. Die gewaltige Natur in ihrer unfassbaren Vielfalt und in geradezu traumartigen Szenerien, die Geschichten, die sich die Bretonen seit Urzeiten erzählen, ihr ganzer immenser kultureller Schatz, auch viele der Bretonen selbst … Eine gewisse geheimnisvolle Aura ist stets spürbar.

Nicht nur Dupin, sondern auch Sie müssten die Bretagne mittlerweile wie Ihre Westentasche kennen. Stellt sich je das Gefühl ein “Jetzt habe ich alles gesehen!”?

Ausgeschlossen! Niemand wird je an einem Ort alles gesehen haben, nirgends, aber in der Bretagne am allerwenigsten. Nehmen Sie nur die Farben, das Wetter in Kombination mit den Meereslandschaften und den Gezeiten: Selbst wenn man denselben Strand mehrmals besucht, ist er niemals wirklich ein und derselbe...

 

 


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Jean-Luc Bannalec

Jean-Luc Bannalec

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

 

 

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