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Nicolas-Born-Debütpreis für Yade Yasemin Önder

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© Carolin Saage

Mit dem Niedersächsischen Literaturpreis werden in diesem Jahr zwei Schriftstellerinnen geehrt: Dorothee Elmiger erhält den Nicolas-Born-Preis; Yade Yasemin Önder wird mit dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet. Die Preise werden auf Empfehlung der Niedersächsischen Literaturkommission vergeben und sind mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 14.09.2022 in Hannover statt.

Niedersachsens Kulturminister Björn Thümler bezeichnet beide Autorinnen als "zwei herausragende Stimmen der Gegenwartsliteratur. In ihren Romanen überzeugen sie auf ganz unterschiedliche Weise und demonstrieren dabei großes poetisches und erzählerisches Können." 

Der mit 10.000 Euro dotierte Debütpreis geht an die Schriftstellerin Yade Yasemin Önder (*1985 in Wiesbaden). "Yade Yasemin Önders rasant und fragmentarisch erzähltes Romandebüt »Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron« ist vieles: eine Coming-of-Age-Geschichte, ein Familiendrama mit grotesken Zügen, eine facettierte Betrachtung fataler Sozialisierung junger Frauen, eine Krankheitsgeschichte und noch viel mehr. Nicht zuletzt überraschende, überzeugende Literatur! Önders eigener Ton, ihre Fabulierkunst, ihr abgründiger Humor und die überzeugende Erzählhaltung sind preiswürdig", so die Kommission.

 

»Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron«

Ein großartiges, anarchistisches Sprachereignis: Yade Önders Romandebüt.

Schon immer haben drei Bestandteile ausgereicht, um die Welt neu zu erschaffen und zurück ins Chaos zu stürzen: Vater, Mutter, Kind. Yade Yasemin Önder bringt diese Akteure so virtuos auf Kollisionskurs, dass einem die Luft wegbleibt: ein im schönsten Sinne atemberaubendes Debüt.

Im Jahr nach Tschernobyl wird die Ich-Erzählerin geboren, irgendwo in der Westdeutschen Provinz, als »Mischling aus meiner Mutter und meinem Vater«, wie es heißt. Doch die intakte Kernfamilie währt nicht lange: Der türkische Vater (so übergewichtig, dass man »fast nichts mit ihm machen kann, was mit Schwerkraft zu tun hat«) stirbt. Alleingelassen ergeben Tochter und Mutter eine toxische Mischung. Der Roman erzählt, wie ein Mädchen hinausfindet aus einer beschädigten Familienaufstellung hinein in eine düster-funkelnde BRD. Er erzählt von einem Großvater mit Loch im Hals, von Sommern in Istanbul, die nach zu heißen Elektrogeräten riechen und nach Anis; von Dingen und Menschen, die auf Nimmerwiedersehen aus dem Fenster fliegen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich immer wieder verliert und wiederfindet, auseinanderfällt und neu zusammensetzt. Bei alldem bleibt der Vater ein Wiedergänger, der deutlich macht: Auch jemand, der fehlt, kann zu viel sein.

Önders Debüt ist ein wilder Roman über den Körper, über Fremdheit und Ankommen, über Identität und Differenz, der durch seine Kühnheit immer wieder verblüfft: schnell und klug und bei aller Düsterkeit irrsinnig komisch.

Zum Buch

Yade Yasemin Önder studierte (nach dem Abitur auf zweitem Bildungsweg) Literatur- und Erziehungswissenschaften an der HU Berlin, Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihr erstes Theaterstück »Kartonage« wurde zu den Autorentheatertagen 2017 eingeladen und am Wiener Burgtheater uraufgeführt. 2018 war sie ...

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