Die Autor*innenwand #14: Charles Bukowski
Vor 50 Jahren hatte Charles Bukowski gerade seinen ersten Roman beendet. In nur vier Wochen im Januar des Jahres 1970 hatte er es geschafft, seine Erlebnisse als Angestellter des U.S. Postal Service zu einem Roman zu verarbeiten. Zwei Wochen später schrieb Bukowski der damaligen KiWi-Lektorin Dr. Renate Matthaei, am 16. Februar 1970, folgende Worte über seine Arbeit, nachdem er zunächst »das Finanzielle« geklärt hatte:
(…) And now that the dirty money talk ist out of the way, we can be human again. It will be good to come out in poem-form in Fatherland. And the whole idea of writing ist what?... creating, like a weed growing, like some crazy thing working. It's good and it's easy and it's strange. I am honored, plenty, that you find my work interesting enough to translate. (…)
my joy toward you
like a kiss from the sun,
BUK
Am 9. November 1970 dann:
It was a sad book to write, I mean the sadness of these years, but I tried to laugh through some of the pain. My thanks to all those involved in deciding to publish POST OFFICE.
1971 erschien »Post Office« im amerikanischen Verlag Black Sparrow Press. Mit dem Roman vollzog Bukowski den Sprung von Dichtung zu Prosa, heißt es bei Wikipedia. Mit Bukowskis Büchern vollzog der junge Mensch den Sprung von Nicht-LeserIn zu LeserIn, könnte es in vielen Biografien seiner Fans heißen.
Drei Jahre später erschien bei KiWi »Post Office« in der deutschen Übersetzung von Hans Hermann unter dem Titel »Der Mann mit der Ledertasche« mit einem farbig illustrierten Schutzumschlag von Hannes Jähn »im Stile des Meisters Robert Crumb«, wie es im Impressum lautet.
Bis heute folgten zahlreiche weitere Werke von Bukowski im Programm von Kiepenheuer & Witsch, vornehmlich in der deutschen Übersetzung des konlegendären Carl Weissner und später Marcus Ingendaay, die so viele Menschen elektrisierten und zu begierigen LeserInnen des Dirty Old Man machten.
Zum 100. Geburtstag: Charles Bukowski mit einem ersten Satz, der sich, wie viele darauffolgende, so tief ins Hirn brennt, dass man sich fragen muss, ob die Rückstände sich irgendwann wieder entfernen lassen. Die Antwort ist nein. So ist das mit den unsterblichen Dichtern.
Charles Bukowski wurde als Heinrich Karl Bukowski 1920 in Andernach geboren. Sein Vater war ein in Deutschland stationierter GI. Kurz vor Bukowskis drittem Geburtstag zog die Familie in die USA. Nach der Highschool belegte Bukowski Literatur-, Journalistik- und Kunstkurse am Los Angeles City College. Erst Anfang der 70er-Jahre kam der Erfolg als Schriftsteller. Charles Bukowski war mehrmals verheiratet und hat eine Tochter. Am 9. März 1994 starb er nach schwerer Krankheit.