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Verena Bogner im Interview

Verena Bogner im Interview über »Not Your Business, Babe!«

Was hat dich dazu bewegt, dieses Buch zu schreiben?

Seit meinem ersten Praktikum in der Medienbranche war ich Teil einer Bubble, die von Hustle-Culture-Mindset, (Selbst-)Ausbeutung und dem Streben nach Erfolg geprägt ist. Zuerst war das für mich ganz normal, weil ich dachte: Da müssen wir alle durch. Erst nach einer Weile habe ich diese Arbeitskultur hinterfragt, auch weil mir aufgefallen ist, dass ich als Frau immer ein bisschen härter arbeiten musste, um gesehen zu werden, als meine Kollegen. Und noch wichtiger: Fast allen meinen Freundinnen ging es auch so, egal in welcher Branche oder auf welcher Hierarchieebene sie arbeiteten. All das – zusammen mit dem großen Einschnitt durch die Pandemie – war der Grund, warum ich schließlich meinen sicheren, gut bezahlten Bürojob als Redaktionsleiterin gekündigt habe. Der tägliche Hustle hat mich einfach zermürbt, und ich wollte als Journalistin endlich mehr darüber sprechen, was in der Arbeitswelt eigentlich falsch läuft.

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© Ingo Pertramer

Hast du bei deinen Recherchen über die Arbeitswelt etwas gelernt, das dich überrascht hat?

Obwohl ich dachte, dass ich durch meine journalistische Arbeit schon viel über die Arbeitswelt weiß, haben mich manche Fakten und Daten überrascht. Es gibt zum Beispiel wissenschaftliche Studien dazu, dass Frauen, die es im Job an die Spitze geschafft haben, oft besonders streng zu Frauen sind, die in der Hierarchie unter ihnen stehen – denn immerhin hat ihnen ja auch niemand geholfen. Man nennt das „Queen-Bee-Syndrom”. Mir hat das vor Augen geführt, dass unsere Arbeitskultur und die Narrative, die uns umgeben, sehr wenig Raum für Solidarität und besonders für Solidarität unter Frauen lassen. Ich habe auch gemerkt, dass ich persönlich daran arbeiten muss, mich nicht so zu verhalten, und möchte – so kitschig es klingt – auch andere mit meinem Buch dazu inspirieren.

Du beschäftigst dich auch viel mit Popkultur. Wie beeinflusst die unser Bild von arbeitenden Frauen?

Da kann man gleich bei Queen Bee bleiben: Beyoncé, die von ihren Fans ja gerne „Queen Bey“ genannt wird, singt in vielen Songs darüber, was Frauen alles schaffen können, wenn sie nur hart genug arbeiten und immer an sich glauben. Das setzt unglaublich hohe, fast unmenschliche Standards, die niemand von uns erfüllen kann. Und selbst wenn man nach diesen Idealen strebt, kann das Folgen für die körperliche und/oder mentale Gesundheit haben. Aber genauso wie wir als Gesellschaft mittlerweile anders über Arbeitsbedingungen und Workload reden, verändert sich auch die Popkultur: In „Break my Soul“ empfiehlt uns die sonst so leistungsorientierte Beyoncé, unsere Jobs zu kündigen und neu durchzustarten. Daran erkennt man, dass Popkultur immer ein Spiegel der Gesellschaft ist und das abbildet, was Menschen gerade bewegt.

Verena Bogners Playlist zu »Not Your Business, Babe!«

Direkt zur Spotify-Playlist: »Not Your Business, Babe!«

Verena Bogner

Verena Bogner

Verena Bogner ist Journalistin und lebt in Wien. Sie arbeitete unter anderem schon für VICE Austria und Broadly, und publizierte Artikel im Standard, in der Glamour, bei FM4 und der Zeitschrift Business Punk. Außerdem ist sie Teil von @galerie.arschgeweih, dem größten deutschsprachigen Meme-Account mit Fokus auf deutsche Popkultur der 2000er.