»Mit ihrem Essayband ›Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus‹ fügt die ukrainische Schriftstellerin der Geschichte der Gewalt in Europa die Erfahrung ihres Landes hinzu.
Präzise beschreibt die 1983 in Iwano-Frankiwsk geborene Autorin die Auswirkungen von Russlands Expansionspolitik auf den Einzelnen über Generationen hinweg. Frei von Pathos, dafür mit tastender Geste und sprachlich klug verbindet sie persönliches Erleben mit dem erneuten Freiheitskampf ihres Landes und begibt sich zudem auf die Suche nach der jüdischen Vergangenheit der Ukraine.
Ihre Essays, Erzählungen und Romane zeichnet ein schmerzhafter Humor aus, mit dem sie wie beiläufig die Abgründe unserer gesamteuropäischen Geschichte aufdeckt. Dabei richtet sie den Blick auf verdrängte Traumata und daraus resultierende Ängste – ob biographisch, aus der historischen Recherche heraus oder mit den erzählerischen Mitteln des Absurden.
Tanja Maljartschuk nimmt damit nicht nur sich, sondern alle in die persönliche Verantwortung für eine gemeinsame europäische Geschichte und Gegenwart.«
Tanja Maljartschuk mit Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur ausgezeichnet
Die Begründung der Jury
Über den Jeanette-Schocken-Preis
Der Jeanette-Schocken-Preis – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur wurde Ende der 1980er-Jahre ins Leben gerufen. Das Ziel war, eine Auszeichnung zu kreieren, die in der Literaturlandschaft Deutschlands einzigartig ist. Der Preis wird nicht von der Stadt oder von großen Firmen gestiftet, sondern ausschließlich aus Spenden von Bürger:innen erbracht.
Der Preis soll an die Geschichte Bremerhavens als letzter Station der Verfolgten auf dem Weg ins Exil erinnern – und ein Zeichen setzen für den freien Geist der Menschen und ihrer Bücher, gegen Unrecht und Gewalt.
Zum anderen soll Jeannette Schockens, der Witwe des Bremerhavener Kaufhausbesitzers Julius Schocken, gedacht werden. Nach den Novemberpogromen 1938 verhalf sie jüdischen Mitbürgern zur Ausreise. Wegen ihrer schwer erkrankten Tochter floh sie selbst nicht. Sie wurde im November 1941 nach Minsk deportiert und im Jahr darauf ermordet.
Die Preisverleihung findet am Sonntag, den 5. Mai 2024 um 11 Uhr im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven statt.
Der Preis ist mit 10.000€ dotiert. Das Preisgeld ist ausschließlich durch Spenden von Bürger:innen erbracht.
Weitere Informationen zum Jeannette-Schocken-Preis finden Sie hier.