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Saul Bellow

Saul Bellow wurde am 10. Juni 1915 in Lachine/Quebec als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Montreal, 1924 zog die Familien nach Chicago. Dort besuchte er die Tuley High School und studierte später Anthropologie und Soziologie an der Northwestern University. Bellow übte verschiedene Tätigkeiten aus, bevor er seit 1938 dauerhaft an verschiedenen amerikanischen Universitäten lehrte, unter anderem an Princeton und an der Universität von Chicago. 1948 ging Saul Bellow mit seiner ersten Frau, der Soziologin Anita Goshkin, und Sohn Gregory für zwei Jahre als Guggenheim-Stipendiat nach Paris. Nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten 1950 lebte Bellow in New York City. Dort unterrichtete er an der New York University und schrieb nebenbei Artikel und Buchrezensionen. Am 5. April 2005 starb der Schriftsteller in Brookline, Massachusetts, im Alter von 89 Jahren. Bellow war mehrmals verheiratet und hatte vier Kinder.
Seit 2007 zeichnet das PEN American Center herausragende amerikanische Autoren mit dem PEN/Saul Bellow Award for Achievement in American Fiction, darunter waren bereits Preisträger wie Don DeLillo und E.L. Doctorow. Saul Bellow selbst erhielt für sein umfangreiches literarisches Werk zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Nobelpreis für Literatur 1976.

Werk

In seinen Werken greift Saul Bellow oft auf eigene Kindheits- und Jugenderfahrungen zurück. Nicht selten ist der Handlungsort in Chicago oder New York angesiedelt und wird thematisch das Leben der jüdischen Intellektuellen beleuchtet. Bellows Protagonisten sind oft Individuen, die sich bewusst oder unbewusst den zeitgeistlichen Strömungen verwehren. Sie setzen sich intensiv mit der eigenen Geschichte, die oftmals mit der Geschichte der USA verbunden ist, auseinander und stellen dabei fest, dass sie sich von ihrer Gesellschaft entfernt haben oder ihr hinterherhinken. Diese Thematik taucht bereits in Bellows erstem Roman Der Mann in der Schwebe (1944 erschienen) auf. Darin erzählt der Autor die Geschichte eines Mannes, der während des Zweiten Weltkriegs in einem Chicagoer Pensionszimmer auf seine Einberufung wartet, sich dabei einer Selbstbeobachtung unterzieht und feststellen muss, dass er nicht zu den patriotischen Helden seiner Zeit gehört.
Als Höhepunkte von Bellows schriftstellerischer Karriere gelten die drei Romane Die Abenteuer des Augie March, Herzog und Humboldts Vermächtnis.

Auszeichnungen

1990 National Book Foundation’s lifetime Medal
1989 PEN/Malamud Award
1989 Peggy V. Helmerich Distinguished Author Award
1988 National Medal of Arts
1984 Offizier der französischen Ehrenlegion
1976 Pulitzer Prize for Fiction für Humboldts Vermächtnis
1976 Nobelpreis für Literatur
1971 National Book Award for Fiction für Mr. Sammlers Planet
1968 Croix de Chevalier des Arts et Lettres
1968 B’nai B’rith Jewish Heritage Award
1965 National Book Award for Fiction für Herzog
1954 National Book Award for Fiction für Die Abenteuer des Augie March
1948 Guggenheim-Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt in Paris

Publikationen

Romane/Prosa
• Der Mann in der Schwebe, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1998. (OT: Dangling Man, Vanguard Press 1944)
• Das Opfer, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1966. (OT: The Victim, Vanguard Press 1947)
• Die Abenteuer des Augie March, aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens, Kiepenheuer & Witsch 1976. (OT: The Adventures of Augie March, Viking Press 1953)
• Geschäft des Lebens, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1962. (OT: Seize the Day, Viking Press 1956)
• Der Regenkönig, aus dem Amerikanischen von Herbert A. Frenzel, Kiepenheuer & Witsch 1960. (OT: Henderson, the Rain King, Viking Press 1959)
• Herzog, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1998. (OT: Herzog, Viking Press 1964)
• Mosbys Memoiren und andere Erzählungen, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1973. (OT: Mosby’s Memoirs and Other Stories, Viking 1968)
• Mr. Sammlers Planet, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1971. (OT: Mr. Sammler’s Planet, Viking Press 1970)
• Humboldts Vermächtnis, aus dem Amerikanischen von Eike Schönfeld, Kiepenheuer & Witsch 1976. (OT: Humboldt’s Gift, Viking Press 1975)
• Der Dezember des Dekan, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1982. (OT: The Dean’s December, Harper 1982)
• Der mit dem Fuß im Fettnäpfchen, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1980. (OT: Him With His Foot In His Mouth, Secker and Warburg 1984)
• Mehr noch sterben an gebrochnem Herzen, aus dem Amerikanischen von Helga Pfetsch, Kiepenheuer & Witsch 1989. (OT: More Die of Heartbreak, William Morrow 1987)
• Bellarosa Connection, aus dem Amerikanischen von Helga Pfetsch, Kiepenheuer & Witsch 1992. (OT: The Bellarosa Connection, Penguin Books 1989)
• Ein Diebstahl. Novelle, aus dem Amerikanischen von Willi Winkler, Kiepenheuer & Witsch 1991. (OT: A Theft, Penguin Books 1989)
• Damit du dich an mich erinnerst. Novelle, aus dem Amerikanischen von Leonore Schwarz, Kiepenheuer & Witsch 1993.
• Die einzig Wahre. Novelle, aus dem Amerikanischen von Helga Pfetsch, Kiepenheuer & Witsch 1998. (OT: The Actual, Viking/Penguin Books 1997)
• Ravelstein, aus dem Amerikanischen von Willi Winkler, Kiepenheuer & Witsch 2000. (OT: Ravelstein, Viking Press 2000)
• Erzählungen, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 2011. (OT: Collected Stories, Viking Press 2001)

Kurzgeschichten
• Two Morning Monologues, in Partisan Review 1941.
• The Mexican General, in Partisan Review 1942.
• Sermon by Doctor Pep, in Partisan Review 1949.
• Dora, in Harper’s Bazaar 1949.
• Trip to Galena, in Partisan Review 1950.
• Looking for Mr. Green, in Commentary 1951.
• By the Rock, in Harper’s Bazaar 1951.
• Address by Gooley Mac Dowell to the Hasbeens Club of Chicago, in Hudson Review 1951.
• The Gonzaga Manuscripts, Discovery 1954.
• A Father-To-Be, in The New Yorker 1955.
• Leaving the Yellow House, Esquire 1958.
• The Old System, in Playboy 1968.
• Mosby’s Memoirs, in The New Yorker 1968.
• Zetland: By a Character Witness, in Modern 1974.
• A Silver Dish, in The New Yorker 1978.
• Him with his foot in his mouth, in The Atlantic Monthly 1982.
• What Kind of Day Did You Have?, in Vanity Fair 1984.
• Something to Remember Me By, in Esquire 1990.
• By the St. Lawrence, in Esquire 1995.

Theaterstücke
• Die letzte Analyse, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever, Kiepenheuer & Witsch 1968. (OT: The Last Analysis, Viking Press 1965)
• The Wrecker, in New World Writing 1954.
• Out from Under, unveröffentlicht.
• Orange Souffle, in Esquire 1965.
• A Wen, in Esquire 1965.

Essays
• Wie es war, wie es ist. Essays, Aufsätze, Interviews, aus dem Amerikanischen von Helga Pfetsch, Leonore Schwarz und Willi Winkler, Kiepenheuer & Witsch 1995.

Sachbuch
• Nach Jerusalem. Ein persönlicher Bericht, aus dem Amerikanischen von Walter Hasenclever. Kiepenheuer & Witsch 1998. (OT: To Jerusalem and back. A personal account, Viking Press 1976)
• It All Adds Up: From the Dim Past to the Uncertain Future (Penguin Great Books of the 20th Century 1994)
• Saul Bellow. Letters (Penguin Books 2010)

Literatur (Auswahl)
• Peter Bischoff: Saul Bellows Romane : Entfremdung u. Suche, Bouvier 1975.
• Horst Larraß: Saul Bellow, Bernard Malamud, John Updike, Mary MacCarthy – zwischen Psychologisierung und kritischem Realismus : Auswirkungen d. Entfremdung im amerikanischen Roman der Gegenwart u. Ansätze zu ihrer Überwindung, 1977.
• Heidrun Knop-Buhrmann, Die Romane Saul Bellows : neue Dimensionen des Pikaroromans, Lang 1980.
• Hubert Zapf: Der Roman als Medium der Reflexion : eine Untersuchung am Beispiel dreier Romane von Saul Bellow (Augie March, Herzog, Humboldt’s gift), Lang 1981.
• Tewordt, Maria E.: Das Groteske im Romanwerk Saul Bellows, 1984.
• Christiane Maurer: Die Idee der Liebe: die Frau in Saul Bellows Romanen, Lang 1984.
• Kretzer, Birgit Erika: Idealität und Realität der Frauenfiguren im modernen amerikanischen Roman: Saul Bellow, Herbert Gold, John Hawkes: literarische Bezüge zwischen Wirklichkeits- u. Vorstellungsstrukturen, Lang 1987.