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30 Jahre »Ganz unten« von Günter Wallraff
30-jähriges Jubiläum von Günter Wallraffs »Ganz unten«
Am 21.10.1985 erschien »Ganz unten«, die Reportage von Günter Wallraff, die wie kein anderes seiner vielen erfolgreichen Bücher auf dem hiesigen und dem internationalen Buchmarkt für Furore sorgte. In Deutschland erreichte sein in diesem Band zusammengefasster Undercover-Erlebnisbericht, der als erfolgreichstes bundesdeutsches Sachbuch gilt, eine Gesamtauflage von mehr als 5 Millionen Exemplaren, weltweit wurden mehr als 30 Millionen Exemplare verkauft. Das Werk wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Die Wirkung, die der Autor als Türke Ali Levent besonders mit dem Bericht über seine Arbeitseinsätze bei Thyssen in Duisburg erzielte, veränderte die gesellschaftliche Wahrnehmung. Und zwar sowohl der Arbeitsbedingungen im sogenannten Niedriglohnsektor als auch der rassistischen Ausgrenzung, denen die ausländischen, meist türkischen Arbeiter damals ausgesetzt waren.
Als »Ali« war Günter Wallraff bei McDonalds unterwegs und deckte Unterbezahlung, antigewerkschaftliche Gutsherrenmentalität und hygienische Katastrophen auf (mit dem Kloputzlappen wischten die Angestellten auch die Esstische ab); er schuftete in der Bauindustrie, schluckte Pillen als menschliches Versuchskaninchen für die Pharmaindustrie, verdingte sich als Arbeiter in den Pferdeställen besserer Leute und wollte sich taufen lassen, wurde aber von rührigen Pfarrern teils rüde abgewiesen. Am berühmtesten allerdings wurde seine Arbeit, bei der er als Reiniger in die Stahlkessel von Thyssen gestiegen war.
Als »Ganz unten« dann erschien, hat es die Staatsanwaltschaften und Justiz in Bewegung gesetzt, Thyssen und andere Konzerne mussten Bußgelder in Millionenhöhe bezahlen, Leiharbeitsunternehmer Vogel, der „Ali“ und seine Kollegen illegal beschäftigt hatte, wurde zu einer Geldstrafe und zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Die öffentliche Empörung zwang die Firmen dazu, eine »Task Force« aufzubauen, um die schlimmsten Ausbeuter in der Branche zu identifizieren und sich von ihnen zu trennen. Die Gewerkschaften setzten in dieser Stimmung über das Arbeitsministerium in NRW besseren Arbeitsschutz in der Industriereinigung durch. Doch das gelang nicht von einem Tag auf den anderen, und die bereits erlittenen Gesundheitsschäden der Industriereiniger rückgängig machen konnten die Verbesserungen natürlich nicht.
»Nachdem das Buch herauskam, haben wir viel erreicht«, erklärt Wallraff, »heute müssen wir durchsetzen, dass auch denen geholfen wird, die immer noch Opfer derartiger Arbeitsbedingungen sind.«
Pressespiegel
Lesen und hören Sie hier einige aktuelle Berichte zum 30-jährigen Jubiläum von »Ganz unten«
Seine Kleinanzeige lautete: »Ausländer, kräftig, sucht Arbeit, egal was, auch Schwerst- u. Drecksarbeit, auch für wenig Geld«. Als Türke Ali erlebte Günter Wallraff dann Rassismus, Ausbeutung, Gesundheitsschäden und die finstersten Seiten der deutschen Arbeitswelt. 30 Jahre später erinnert er sich, wie knapp er oft der Enttarnung entging.
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